Auf manchen Straßen Kasachstans kreuzen Kamele den Weg, einige Routen führen über Sand. Schwierige Bedingungen für einen Transport von Bauteilen für eine Verdichter-Station ins kasachische Bozoi – der perfekte Auftrag für Militzer & Münch.

Fast 1.500 Kilometer wird die Gas-Pipeline lang, sie läuft vom Westen Kasachstans bis in den Süden nach Schymkent. Damit das Gas lange Strecken ungehindert zurücklegen kann, regulieren Verdichter-Anlagen den Druck. Wie in Bozoi, einer Region inmitten kasachischer Steppe.

Hier entsteht eine von mehreren hochmodernen Verdichter-Stationen für die neue Pipeline. Die Bauteile kommen aus aller Welt. Zum Beispiel aus dem über 6.000 Kilometer entfernten Shanghai. Oder auch aus dem fast ebenso weit entfernten Europa, aus Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden.

„Der Auftrag hatte es wirklich in sich.“

Nikolaus Kohler
Regional Managing Director Middle East / Central Asia

Diese enormen Entfernungen gehören für Natalie Andriyevskaya zum Tagesgeschäft. Sie ist Geschäftsführerin von Militzer & Münch Kasachstan, logistischen Aufgaben ist sie gewachsen. Was sie braucht, sind Partner, mit denen sie die Herausforderungen meistern kann. Über alle Landesgrenzen, über alle kulturellen, sprachlichen und landesspezifischen Unterschiede hinweg. Und auch auf unwegsamem Gelände.

Multimodales Transportkonzept

„Der Auftrag hatte es wirklich in sich“, sagt Nikolaus Kohler, Regional Managing Director Middle East / Central Asia. „Wir mussten fünf komplette Gasverdichter-Einheiten aus Europa über Russland nach Kasachstan befördern. Wir waren froh, uns auf starke Teams in Deutschland, Russland und Kasachstan verlassen zu können.“

Von Anfang an war es wichtig, strategisch vorzugehen, nichts dem Zufall zu überlassen. Ein multimodales Transportkonzept gab die Richtung vor.

Die Bauteile aus England, den Niederlanden und Deutschland sammelte Militzer & Münch vorerst im Hafen Rotterdam. Von dort ging es per Schiff weiter zum Hafen St. Petersburg. Zunächst wurde die Fracht dort eingelagert und anschließend mit 36 Lkw zur Baustelle in Bozoi transportiert. Die Komponenten aus China lagerten in Shanghai, bevor sie in 35 Containern per Bahn Aktobe in Kasachstan erreichten und per Lkw nach Bozoi befördert wurden.

Streckenreport enthüllt Herausforderungen

Ein Mitarbeiter von Militzer & Münch Kasachstan machte sich bereits Monate vor dem Transport auf die Reise bis zur Baustelle, um einen detaillierten Streckenreport zu erstellen. Und der Report förderte einige Schwachstellen zutage. Erstens: Von Saksaulsk nach Bozoi gibt es nur eine unbefestigte Straße, die ausschließlich für den Betrieb von Gas-Pipelines genutzt wird. Für den allgemeinen Verkehr ist die Nutzung verboten. Und zweitens kreuzt in der Region Chromtau im nordwestlichen Kasachstan eine Pipeline die Strecke. Die Pipeline ist zu niedrig, um die im Zollager auf kasachische Spezial-Lkw umgeladene unverzollte Ware darunter hindurch und weiter nach Bozoi zu transportieren.

„Wir beschlossen, den Transport über Shalkar zu leiten, um das erste Problem zu lösen“, sagt Michail Underov, Head of Project Logistics bei AO Militzer & Münch in Russland. „Da diese Strecke rund 400 Kilometer über Steppensand verläuft, nutzten wir kasachische Spezial-Zugmaschinen mit Allrad-Antrieb und Aufliegern mit höherer Ladefläche.“

Kurz nach der Pipeline lud Militzer & Münch, unterstützt vom lokalen Zoll, die unverzollte Fracht außerhalb der Zollzone von Tiefladern auf wüstengängige Lkw um. Ein Bulldozer war beim Transport dabei. Er sollte im Notfall die im Sand festgefahrenen Lkw freibuddeln.

Teamwork zahlt sich aus

„Die Zusammenarbeit zwischen den Teams verlief super“, sagt Natalie Andriyevskaya. „Dabei geholfen haben uns unsere ähnliche Erfahrung und dasselbe Fachwissen. Die Kommunikation lief einwandfrei. Die perfekte Koordination eines derart großen Projekts über mehrere Landesgesellschaften hinweg ist einer der besonderen Services, die Militzer & Münch seinen Kunden bietet.“

Die neue Pipeline wird nach ihrer Fertigstellung 1.475 Kilometer lang sein. Der erste Teil der Pipeline ging bereits 2013 in Betrieb, der zweite Teil 2015. Den letzten Bauabschnitt inklusive mehrerer Verdichter-Stationen veranlasste die kasachische Regierung 2017.

Dem Gas wieder Druck machen

Erdgas legt in langen Pipelines meist viele hunderte oder tausende Kilometer zurück. Auf diesem weiten Weg verliert das Gas an Druck – verursacht unter anderem durch Reibung und Höhenunterschiede. In einer Verdichter-Station wird das Erdgas wieder komprimiert, um diesen Druckverlust auszugleichen.

Während der Verdichtung erwärmt sich das Erdgas. Um einen noch höheren Druckverlust und die Beschädigung der Feuchtigkeitsisolierung zu verhindern, muss es im Anschluss gekühlt werden. In einer Pipeline befindet sich etwa alle 100 bis 200 Kilometer eine Verdichter-Station. Acht Meter pro Sekunde beträgt die durchschnittliche Flussgeschwindigkeit des Gases – das entspricht etwa 28 km/h.

 

Empfohlene Beiträge